Die Anlage: Aus Abfall entsteht Licht und Wärme.


Anlagentechnik
 

Anlieferung (1)

Anlieferung (1)
 

Der Abfall wird in der Regel über die Straße angeliefert; optional ist auch die Anlieferung mit der Bahn und Schiff möglich. Nach der Eingangswägung fahren die Straßenfahrzeuge entsprechend den Abfallstoffen - Hausmüll, hausmüllähnlicher Gewerbemüll, Sperrmüll, Straßenreinigungsabfälle und sonstige Abfälle - die zugeordneten Abkippstellen zur Beschickung des Restabfallbunkers an. Jeder Restabfallbunker verfügt über 6 Mülltore (Abkippstationen). Die Anlieferung erfolgt von Montag bis Sonnabend.


Müllbunker/Abfallbeschickung (2)

Müllbunker (2)
 

Die Restabfallbunker sind großvolumige, aus Stahlbeton gefertigte Baukörper mit einem Netto-Aufnahmevermögen von je ca. 6.000 Mg (12.000 m³). Sie sind so dimensioniert, dass der Betrieb der Anlagen auch an Wochenenden und Feiertagen sichergestellt ist. Auch bei kurzzeitigen plan- bzw. unplanmäßigem Stillstand der Anlagen ist die Restabfallaufnahme gewährleistet.
Abfälle, wie beispielsweise Sperrmüll, die der Verbrennung aufgrund der Stückgröße nicht direkt zugeführt werden können, werden in einer Zerkleinerungsanlage (Sperrmüllschere) vorbehandelt.

4 Krananlagen (maximale Last: 4 x 12,5 t) übernehmen den Transport innerhalb des Restabfallbunkers zur Durchführung der Arbeitsgänge:

  • Freihalten der Abkippstellen,
  • Homogenisierung und Stapelung des Abfalls,
  • Beschickung der Aufgabetrichter für die Kesselanlagen,
  • Beschickung der Sperrmüllzerkleinerungsanlage nach Erfordernis.

Wassergekühlter Verbrennungsrost (3)

Verbrennungsrost (3)
 

Spezielle Aufgabeeinrichtungen (Stößel) verteilen den zu verbrennenden Abfall gleichmäßig auf dem wassergekühlten Verbrennungsrost. Der Verbrennungsrost besteht aus 4 Zonen und 3 Rostbahnen. Durch die konstruktive Gestaltung des Verbrennungsrostes werden die Abfallmengen umgewälzt, durchgemischt, verbrannt und zum Rostende weiter transportiert.
Der Verbrennungsraum ist gemäß den gesetzlichen Anforderungen der 17. Bundes-Immissionsschutzverordung (BImSchV) so ausgelegt, dass mit Sicherheit bei allen Betriebszuständen eine Mindesttemperatur von 850 °C für die Verweilzeit der Rauchgase von 2 Sekunden gewährleistet ist und ein guter Ausbrand erreicht wird. Für das An- und Abfahren der Verbrennungsanlage sowie bei unterschreitender Mindesttemperatur sind zusätzliche Brenner vorgesehen, die automatisch in Betrieb gehen und die Einhaltung der Verbrennungsraumtemperatur von 850 °C sicherstellen. Diese Brenner werden mit Heizöl (HEL) betrieben.
Zur Reduzierung der feuerungsseitig beeinflussbaren Emissionen wurden umfangreiche Maßnahmen, z. B. die Rost- und Feuerraumgestaltung sowie Verbrennungsluftregelung, durchgeführt.


Schlackebunker (4)

Schlackebunker (4)
 

Der organische Anteil des Restabfalls verbrennt fast restlos. Es entsteht eine Schlacke aus inerten (nicht brennbaren) Resten, die über 1 Auswurfstellen (je Linie) vom Naßentschlacker über ein Plattenförderband in den Schlackebunker transportiert wird. Der Schlackebunker hat ein Aufnahmevermögen von ca. 1500 Tonnen. Die automatische Krananlage lagert die Schlacke kontinuierlich ein. Die Schlacke wird mit LKW 's zu einer externen Aufbereitungsanlage gefahren und von einem Vertragsunternehmen aufbereitet und verwertet.


Ammoniakwassereindüsung zur SNCR-Entstickung (5)

Ammoniakwassereindüsung (5)
 

Zur Begrenzung der Stickoxid-Emissionen ist eine Entstickungsanlage nach dem SNCR-Verfahren zum Einsatz gekommen. Das SNCR-Verfahren beruht auf der nichtkatalytischen selektiven Reduktion der im Rauchgas enthaltenen Stickoxide mit Ammoniak (NH3).
Die Stickoxide im Rauchgas (ca. 95 % NO und 5 % NO2) werden zu Stickstoff (N2) und Wasserdampf (H2O) reduziert. Das Ammoniak wird in wässriger Lösung angeliefert und in einem Tanklager bevorratet.


Dampferzeuger (6)

Dampferzeuger (6)
 

Die heißen Rauchgase gelangen aus dem Verbrennungsraum in die Konvektionsteile des Dampferzeugers. In jedem Dampferzeuger werden rund 77,4 Tonnen Dampf mit einem Druck von 40 bar erzeugt und auf eine Temperatur von 400 °C erhitzt. Dieser Dampf wird im Turbosatz in der Anlage zur Strom- und Fernwärmeerzeugung und für den Stromeigenbedarf genutzt.
Die Rauchgase verlassen den Dampfkessel mit einer Temperatur zwischen 200-230°C und treten in die Rauchgasreinigung ein.


Rauchgasreinigung
Kalkhydratsilo (7), HOK-Silo (8), Sprühabsorber (9), Weisskalksilo (10), Löschbehälter (11), Umlenkreaktor (12), Gewebefilter (13)

Rauchgasreinigung
  • Kalkhydratsilo (7)
  • HOK-Silo (8)
  • Sprühabsorber (9)
  • Weisskalksilo (10)
  • Löschbehälter (11)
  • Umlenkreaktor (12)
  • Gewebefilter (13)

Die Rauchgasreinigung beinhaltet als Hauptkomponenten einen Sprühabsorber zur Abscheidung saurer Schadgase und zur Abkühlung der Rauchgase sowie einen Gewebefilter als Schlauchfilter zur Abscheidung von Flugstaub, Salzen, Schwermetallen (insb. Quecksilber) und Dioxinen / Furanen.
Zur Abscheidung der sauren Schadgase werden Kalkmilch und Herdofenkoks (HOK) in den Sprühabsorber eingedüst. Automatische Regelungen stellen die anforderungsgerechte Bereitstellung der Kalkmilch aus der Kalkmilchaufbereitungsanlage (Weißkalksilo, Löschbehälter und Umlenkreaktor) sowie Herdofenkoks aus dem HOK-Silo sicher. Um bei hohen Schadstoffkonzentrationen die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte zu garantieren, wird zusätzlich bei Bedarf zwischen Sprühabsorber und Gewebefilter Kalkhydrat eingedüst.
Die Rauchgasreinigung stellt in ihrem Zusammenwirken sicher, dass die Schadstoffe aus dem Rauchgas entfernt und somit die Emissionsgrenzwerte der 17. BImSchV sicher eingehalten bzw. unterschritten werden. Durch automatische Vorrichtungen wird sichergestellt, dass die Beschickung des Rostes mit Müll unterbrochen wird, wenn infolge einer Störung der Rauchgasreinigungsanlage eine Überschreitung eines kontinuierlich überwachten Emissionsgrenzwertes eintreten kann. Die Rauchgasreinigung arbeitet abwasserfrei.


Kamin (14)

Kamin (14)
 

Die gereinigten Rauchgase werden in beiden Anlagen über den Verbrennungslinien zugeordneten Kamin abgeleitet.


Kraft-Wärme-Kopplung
Generator (15), Turbine (16), Fernwärmetauscher (17)

Kraft-Wärme-Kopplung
  • Generator (15)
  • Turbine (16)
  • Fernwärmetauscher (17)

Das MHKW Rothensee arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, bei dem gleichzeitig Strom und Fernwärme genutzt werden. Rohrleitungen führen den in den Dampferzeugern aus der Wärme des Rauchgases erzeugten Dampf zur Dampfturbine. Die Dampfturbine, eingesetzt wird eine Entnahmekondensationsturbine mit geregelter Entnahme und Anzapfung für die Wärmeauskopplung, treibt den Generator an. Dieser wandelt die mechanische Energie in elektrische Energie um.
Der nicht mehr nutzbare Abdampf aus der Dampfturbine kondensiert im Luft-Kondensator (Luko). Das entstandene Kondensat wird wieder dem Wasser-Dampf-Kreislauf zugeführt. Der Dampf aus der Entnahme erwärmt in Heizkondensatoren das Fernheizwasser und stellt somit Fernwärme bereit. Zusätzlich werden über die Anzapfung der Turbine die Verbraucher verschiedener betrieblicher Einrichtungen mit Dampf versorgt.
Die maximale Nettostromerzeugung je bei reinem Kondensationsbetrieb der Turbine beträgt ca. 29 MW.


Anlagentechnologie


In der Anlage können pro Jahr rund 650.000 Tonnen Restmüll verbrannt und thermisch genutzt werden. Es werden Abfälle mit einem Heizwert von 7.200 bis 15.000 kJ/kg behandelt. Das Müllheizkraftwerk verfügt über 4 Verbrennungslinien mit einer Nennleistung von 22,0 Mg/h Restabfall je Linie. Die Feuerungswärmeleistung beträgt je Linie 66,7 MW.